Vor wenigen Wochen erreichte mich eine eMail vom Entwickler von Watchlater, einer iPad App, deren Hauptaufgabe es ist Videos zu Bookmarken und für die späteren Offline-Verwendung zu konvertieren. Man könnte sagen „Instapaper für Videos“.

Um Videos zur App zu übertragen gibt es ein sehr gefälliges Bookmarklet, welches sich in Deinen Browser einnistet und dort wirklich gute Dienste leistet. Es ist schnell und einfach zu bedienen und erfüllt so auf jeden Fall seinen Zweck. Wer möchte kann Links auch per eMail senden. Nett gemacht, die Server von Watchlater schauen sich auch automatisiert Deinen Twitter und/oder Facebook Feed an, oder schauen in Deinem Google Reader nach und fügen alle Videos die sich dort zeigen in Deine App als Bookmarks hinzu. Somit wird Watchlater zu Deiner Video-Zentrale und das ist eine sehr gute Möglichkeit, bei denen die Entwickler auf jeden Fall viel Einfallsreichtum bewiesen haben.

Auf dem iPad selbst macht die App auch eine gute Figur. Die App ist gefällig und funktionell aufgebaut und erfüllt ihren Zweck so ganz ordentlich. Du kannst über die Web App (www.watchlaterapp.com) Ordner anlegen und Videos dahin verschieben, aber hier zeigt sich auch ein kleiner Kritikpunkt an der iPad App, denn ich verstehe wirklich nicht, warum man die Ordner nur über die Web App organisieren kann und die iPad App zum reinen Video-Viewer wird. Hier sollten die Entwickler auf jeden Fall nachbessern.

Aber sei es drum. Wenn ein Video für die Offline-Verwendung bereits konvertiert wurde, dann hat es ein kleines grünes Häkchen, wenn das noch nicht der Fall ist, sieht man zu mindestens einen „Download“-Knopf.

Was jedoch immer wieder auffällt ist, dass bei einigen Videos kein Download-Knopf erscheint und bei näherem Hinschauen sind es die Videos die von einer der beliebtesten Video-Plattformen überhaupt stammen, nämlich YouTube. Die FAQ auf watchlater.com sagt dazu nicht viel, ausser:

Currently, we cannot cache videos from some platforms, or our app will not be approved in the App store. We’re working on a work around, and it should be released soon!

Und dass das Workaround schon bald veröffentlicht werden soll, steht da schon seit einigen Wochen. Schade ist die Geschichte mit dem fehlenden Support für YouTube Videos (was den Download angeht, denn streamen lassen sich diese natürlich ohne Probleme) natürlich sehr, denn YouTube Videos liegen im Hintergrund in H.264 vor und benötigen noch nicht mal eine Konvertierung, um brauchbar zu werden. Dass es geht zeigt z.B. iCab Mobile in seiner App, wo man die Videos einfach herunterladen kann.

Hat man ein Video zur Konvertierung ausgewählt, geschieht ein wenig Server-Voodoo und nach sehr kurzer Zeit beginnt das Video herunterzulassen. Was genau geschieht habe ich noch nicht wirklich rausgefunden, aber bei Videos von Vimeo, wo z.B. der Download in iCab Mobile streikt, klappt das ausgezeichnet und Du kannst schon bald Deine Videos offline betrachten. Hier haben die Entwickler sicherlich echten Mehrwert geschaffen, denn so muss der schwache Prozessor in Deinem iPad nicht unnötig rattern.

Die Konvertierung ist allerdings der Punkt, bei dem Watchlater ganz deutlich seinen Mehrwert sieht und diesen Mehrwert lassen sich die Macher auch bezahlen, woran ich einfach nichts aussetzen kann. Schliesslich sind mir App-Entwickler mit einem echten Business-Plan lieber, als solche die eine Idee haben und dann Ihr Angebot aufgrund gestiegener Popularität nicht mehr anbieten könne.

Aber wovon spreche ich? Konvertierungs-Minuten! Die App selbst kommt mit 300 Minuten, was sicherlich für den ersten Gebrauch mehr als nur ausreichend ist, man müsste schon ein echter Video-Junky sein, um 5 Stunden Videos von jetzt auf nachher konvertieren zu lassen und wenn die Minuten aufgebraucht sind, dann kann man für €2,39 300 weitere Minuten kaufen. An dem Geschäftsmodell kann man also wirklich nichts aussetzen.

Der Player ist dann ganz normale iOS-Standardware und kann daher auf jeden Fall überzeugen, zum Kritisieren gibt es da nichts.

Fazit:

Ich selbst habe nicht wirklich oft das Bedürfnis mir ein Web-Video herunterzulassen, um es offline zu schauen. Als ich mir die App zum ersten Mal anschaute, machte ich mich gerade auf den Weg nach Amerika und war erst mal ganz dankbar für diese Option, habe aber danach nicht mehr viel echte Verwendung gefunden. Wenn Du allerdings jeden Tag einen langen Weg zur Arbeit hast, dann ist das vielleicht die beste Lösung, die es gibt.

Die iPad App spielt ausgezeichnet mit der Web-App und dem Bookmarklet zusammen, das ganze ist als Einheit entwickelt worden und so fühlt sich nichts an, als ob es einfach nur nachträglich angeflanscht wurde. Schade ist, dass die iPad App nicht alle nützlichen Funktionen hat, denn organisieren würde ich auch auf dem iPad gerne.

Die Konvertierungs-Minuten sehe ich als unproblematisch, denn so stellt der Entwickler sicher, dass seine Server auch weiterhin bezahlt werden können und so schrecklich teuer ist die Konvertierung nun auch nicht. Einziges Manko, YouTube wird nicht unterstützt und das ist sehr bedauerlich, denn das wäre für mich die größte Quelle an gewünschten Offline-Videos.

Was mich allerdings ein wenig irritiert ist, dass diese App, von einem deutschen Entwickler sich bei mir sowohl im Web als auch auf dem iPad nur auf Englisch zeigt. Das stört mich persönlich natürlich gar nicht, aber so schwer ist das Lokalisieren auf dem iPad nun auch nicht. Der App Store spricht von Deutsch und Englisch und so will ich jetzt erst mal davon ausgehen, dass es meine Computer- und iPad-Einstellungen sind, die ich hier näher anschauen sollte.

Im Großen und Ganzen ist die App also gut gemacht, nutzt Web-Server für das „Heavy Lifting“ und kann durchaus überzeugen. Die Idee von Instapaper für Videos macht durchaus Sinn, aber ist für meine Alltagsrealität einfach nicht ganz so nützlich, wie ich mir das vorgestellt habe.

[app 423572879]

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Claus Wolf

Seit 1994 im Netz unterwegs und seit 2004 eingefleischter Mac-Nutzer.

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