Seit  gut zwei Monaten habe ich jetzt eine Apple Watch. Lange tat ich mir schwer damit ein Fazit zu finden – aber im Ende kann ich folgendes sagen: Ich mag die Uhr sehr! Sie ist zwar bei weitem nicht perfekt und lässt mich manchmal nur staunen, aber aus meinem Arbeitsalltag mag ich sie gar nicht mehr wegdenken, aber auch im Privaten finde ich einige Funktionen sehr attraktiv.

Das heißt aber nicht, dass die Uhr für jeden das richtige Produkt ist und ich glaube genau daher kommen die vielen Berichte, die die Uhr als Flop titulieren. Sie ist ein Nischenprodukt und sie leidet auch noch unter so mancher Kinderkrankheit. Ich zähle also mal einige der „Problemchen“ auf:

Der Bildschirm

Er ist auch bei starkem Sonnenlicht gut ablesbar, dennoch reagiert er nicht gut genug auf meine Finger. Zu oft muss ich mehrfach wischen, bis sich die Notifications zeigen, oder wegwischen lassen. Auch neigt der Bildschirm dazu Fingerabdrücke sehr deutlich zu zeigen. Jetzt hab ich gleich zwei Brillenputztücher dabei – eines für die Brille und eines für die Uhr.

Die Uhr als Uhr

Gute Idee, man hebt das Handgelenk und schon sieht man die Uhrzeit. Zu allen anderen Zeiten braucht man die Anzeige ja nicht. Stimm, wer aber in einem Geschäftsmeeting mal einen schnellen Blick auf die Uhr riskiert, mag dabei nicht auch gleich noch den Arm heben oder neigen müssen.

Das Bedienkonzept

Ich bin auch nach zwei Monaten oft noch ein wenig verwirrt, warum man nicht irgendwie die Tasten besser in die Bedienung mit einbezogen hat. Aber ganz ehrlich, ich könnte es nicht besser. Aber nehmen wir die „Workout“ App als Beispiel.

Ich öffne die App mit Siri: Handgelenk heben und ein wenig drehen „Hey Siri – öffne die Workout App„. Jetzt sehe ich verschiedene Optionen, ich kann die Liste mit der Digital Crown oder dem Finger scrollen. Wenn ich die Digital Crown – dazu gleich noch ein Wort – nutze wäre es super, wenn die Optionen gleich vorausgewählt wären, so dass man nur noch einen weiteren Knopf drückt, um die Auswahl zu bestätigen, so wählt man dann mit seinem Finger.

Die Digital Crown ist eine wirklich gute Ergänzung, ein Design Element, mit nützlicher Funktion, also ein tolles Detail. Trotzdem fragt man sich, warum man nicht doch irgendwie auch an die „Fingerlose“ Bedienung gedacht hat. Ich fände es gar nicht schlimm, wenn die Seitentaste die Auswahl in solchen Fällen auch bestätigen dürfte.

Da das Bedienkonzept verwirren kann, unbedingt im iBook Store das kostenlose Benutzerhandbuch laden und lesen! (Hier der passende Link)

Digital Crown klebt

Der Name ist Programm: Watch Sport. Da sollte man davon ausgehen, dass das gute Stück mit Schweiß zurechtkommen und das tut sie auch. Nur wer im Sommer beim Workout wirklich richtig ins Schwitzen kommt, dem klebt irgendwann die Digital Crown „fest“. Zum Glück lässt sich das unter ein wenig fließend Wasser leicht beheben, auch wenn man kaum glauben mag, dass das ne gute Idee ist.

 Das hört sich ja schrecklich an! (Ist es aber nicht wirklich…)

Kann die Uhr denn irgendwas richtig und warum behaupte ich am Anfang des Artikels, dass ich die Uhr nicht mehr aus meinem Arbeitsalltag wegdenken mag? Ganz einfach, die Uhr macht vieles super gut und gerade deswegen kann ich sie mir nicht mehr aus meinen Arbeitsalltag wegdenken. Ich muss dazu sagen, dass mein Telefon oft nicht wirklich in „Reichweite“ ist. Bin ich im Anzug unterwegs steckt es im Rucksack, bin ich privat unterwegs in der Hosentasche…

Die Uhr auf Geschäftsreisen

Beruflich reise ich viel. Da gilt es Termine einzuhalten, Flieger zu erwischen, Zugverbindungen im Blick zu halten und vieles mehr. Ich selbst nutze das Ziffernblatt „Modular“ und habe so die für mich wichtigsten Dinge immer im Blick. Am wichtigsten ist mir dabei der Kalendereintrag in der Mitte des Bildschirms. Ein Tap und schon bin ich im Kalender. Liegt dort eine Zugverbindung habe ich diese sofort zur Hand, ohne erst das Telefon heraus kramen zu müssen. Ich freue mich schon auf viele „Native Apps“ die eigene Komplikationen mitbringen können. Auch Passbook ist auf der Uhr einfach nur genial richtig.

Einige der Apps, wie z.B. die Lufthansa App versprechen im Moment leider mehr, als sie halten können. Das Update mit dem Telefon dauert dann halt doch ein wenig zu lange. Noch ein Grund mehr sich auf native Apps zu freuen.

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Notifications

Ein wahrer Traum sind die Notifications, die einfach kurz auf der Uhr auftauchen, das wichtigste kommunizieren und dann wieder verschwinden. Ein wenig Arbeit muss man in die Einstellungen investieren, damit nur das wichtige auf dem Handgelenk landen, dann aber sind die Notifications super und aus meiner Sicht deutlich nützlicher als auf dem Telefon. Mal kurz geschaut, entschieden ob es wichtig ist, und weiter geht es.

Damit einem jedoch der Geschäftspartner im Meeting nicht böse anschauen muss, sollte man davor kurz die Notifications stummschalten, oder die Watch gleich in den Flugmodus versetzen. Denn es gibt eigentlich nichts blöderes als dem Gegenüber das Gefühl zu geben, dass er einem die Zeit nicht wert sei und genau das suggeriert der Blick auf eine Uhr nunmal.

Im Ende ist es aber so – Notifications sind gelungen und gut gemacht. Wer die Apps strikt kontrolliert, die auf der Uhr was „zu sagen“ haben, der hat auch an Notifications Spaß und viel Nutzen.

Wer viele Notifications im Notification Center hat, wird schnell lernen, dass man eine einzelne Notification „wegwischen“ kann und die ganze Liste durch einen „Force Touch“ löschen kann. Hier werden bekannte iOS Gesten mit neuen Watch OS Gesten kombiniert. Der Nutzer kann diese Funktionen leider nicht intuitiv erlernen und muss sich das Wissen irgendwo anlesen.

Die Uhr als Fitness-Tracker

Ich bin alles, nur kein Fitnessfanatiker. Dennoch gehe ich jeden Abend eine schnelle Runde (11.5km) Radfahren und bin auch sonst stramm zu Fuß unterwegs. Leider arbeite ich, wenn ich nicht gerade geschäftlich reise, von einem Home-Office aus und da bewegt man sich deutlich zu wenig.

Auch wenn man die Aktivitäten App nur bedingt ernst nehmen kann, wenn sie einem pünktlich 10 Minuten vor der vollen Stunde daran erinnert mal aufzustehen, so macht sie andere Dinge gut. Als Bewegung wird nur gezählt, was das Herz auch wirklich ein wenig schneller schlagen lässt. So ist der Bewegungs-Ring einfach keine Selbstverständlichkeit, sondern zwingt einem auf Geschäftsreisen doch noch mal schnell spazieren zu gehen. Zwingen ist dabei natürlich ein blödes Wort, niemand zwingt mich zu irgendwas, bestimmt nicht eine Uhr – aber das Ziel ist ja ein nützliches und so macht man es gerne ;)

Siri kann das…

„Hey Siri …“ wird schnell zur guten Angewohnheit. Egal, ob ich einen Timer für meinen Tee brauche, oder wissen will wie das Wetter morgen in Damp wird. Siri kann das und noch viel mehr. Was die Sache noch erstaunlicher macht: Siri versteht mich plötzlich auch richtig gut. Die Antworten sind in fast allen Fällen nützlich oder Siri führt die richtige Aktivität aus. Klar Siri geht auch auf dem iPhone, aber die Uhr hab ich am Handgelenk, und die Erfahrung mit der Uhr sind irgendwie positiver, als mit dem Telefon. Vielleicht muss ich auch auf dem iPhone mehr Siri nutzen ;)

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Fußgängernavigation

Kennt ihr die Leute, die gespannt aufs Telefon schauen, während sie durch eine Großstadt laufen?! Was die wohl machen? Der eine oder andere von ihnen sucht bestimmt seinen Weg und vertraut auf Google Maps oder Apple Maps, um diesen zu finden. Wer die Navigation auf dem Handy startet oder auch über Siri auf der Uhr bekommt kleine Hinweise, was als nächstes zu tun ist. Das funktioniert ausreichend bis gut, von sehr gut ist das ganz enoch ein wenig entfernt.

In Linz wollte ich zum Hauptbahnhof und kannte mich so gar nicht aus, habe also Apple Maps einen Fußgängerweg suchen lassen und dann bekam ich regelmäßig klein Hinweise, in welche Richtung man jetzt gehen sollte. Der Taptic-Engine der Uhr zeigt dabei die Richtung auch grob über Taps auf dem Handgelenkt an. Unterschieden werden links und rechts und man kann den unterschied tatsächlich deutlich merken.

„Nachdem Sie auf „Start“ getippt haben und auf dem Weg sind, verwendet die Apple Watch Taps, um Sie zu informieren, wenn Sie abbiegen müssen. Zwölf Taps in gleichmäßigem Abstand bedeuten, dass Sie bei der nächsten Kreuzung rechts abbiegen müssen, dreimal zwei Taps, dass Sie links abbiegen müssen. Sie wissen nicht genau, wie Ihr Ziel aussieht? Sie spüren eine Vibration, wenn Sie fast da sind, und erneut, wenn Sie angekommen sind.“

Auszug aus: Apple Inc. „Apple Watch-Benutzerhandbuch.“ iBooks. https://itun.es/de/Uyz56.l

Das hört sich bei Apple natürlich perfekt an, aber in der Realität ist es ein wenig komplizierter. Der Weg in Linz führte durch einen kleinen Park, die Uhr sagte Rechts – aber eigentlich wäre es so halb-rechts gewesen. Dumm gelaufen, die Uhr schickte mich jetzt einmal wunderbar ums Eck, weil „dreh um“ wohl zu einfach gewesen wäre.

In Holland musste ich vom Hotel zur Universität und die Uhr leitete mich perfekt. Das grobe Fazit zur Navigation – ist gut, könnte besser sein.

Und noch viel mehr…

Und dann kann die Uhr natürlich noch viel mehr, aber das sind die großen Punkte, die mir wichtig waren

Ein Fazit

Uneingeschränkt kann ich die Uhr nicht empfehlen, für alle die Ihr Telefon jedoch lieber in der Tasche lassen und dennoch auf dem Laufenden bleiben wollen, ein gutes und solides Produkt der ersten Generation. Denkt einfach mal an das erste iPhone zurück, konnte auch nicht alles, und trotzdem vieles gut. Ganz ähnlich sehe ich das mit dieser Uhr.


Claus Wolf

Seit 1994 im Netz unterwegs und seit 2004 eingefleischter Mac-Nutzer.

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