Wie viele Messenger Apps hast Du auf Deinem Telefon?

Bei mir sind es Nachrichten (iMessage) von Apple, WhatsApp, Threema, Facebook Messenger und seit kurzem Telegram.

Auf den ersten Blick stand ich Telegram sehr negativ gegenüber. Installiert habe ich es mir, weil ein guter Bekannter die Empfehlung gab. Der erste Blick auf die App lies mich total kalt – ein WhatsApp Clone von vorne bis hinten. Ich tu‘ den Entwicklern gerade unrecht, aber da hat es die zwei Häkchen, die zeigen ob die Nachricht zugestellt und gelesen wurden. Da sind anpassbare Hintergründe und überhaupt, konnte ich erst mal nichts wirklich „tolles“ finden. Da man über Messenger Apps nicht viel mehr sagen kann, als „funktioniert gut, schnelle und zuverlässige Zustellung, die App ist funktional“, mag ich mich in diesem kurzen Bericht auf andere Punkte „stürzen“.

Hier ein paar Blicke auf die App- sowohl unter iOS als auch Apple Watch – wie immer einfach anklicken, um mehr zu sehen.

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Nachdem der erste Blick nicht ganz so überwältigend war, war es Zeit für einen zweiten Blick. Dieser führte mich auf die Webseite des Anbieters und dort konnte ich dann ziemlich viel positives finden. Man unterstützt Android, iOS (iPhone, iPad & Apple Watch), Windows Phone, Windows, OS X, Linux und natürlich das Web. Cool! Einer der Gründe, warum ich iMessage so mag, ist dass es einen Desktop Client hat. Ein Plus für Telegram.

Das nächste Plus kam, als ich ein wenig durch die Webseite stöberte, die Entwickler sind unheimlich offen, was das verwendete Protokoll angeht – dass man MTProto Mobile Protocol getauft hat. Hier versprechen die Entwickler nicht nur, dass die Kommunikation sicher ist, sondern erklären, wie das Protokoll funktioniert. Das folgende Bild stammt von der Webseite, aber erklärt ziemlich viel davon:

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Quelle:https://core.telegram.org/techfaq#q-where-can-i-read-more-about-the-protocol, Accessed: 22-Aug-2015

Die Entwickler denken, dass das eigene System so sicher ist, dass man den ersten Hacker, der es dennoch schafft das Verschlüsselung zu knacken, reich entlohnen will. Ob der Wettbewerb noch läuft erschließt sich mir jedoch nicht so ganz. Eigentlich ein ganz gutes Zeichen.

Weniger gut finde ich, dass der Messenger kein Geschäftsmodell hat. In den eigenen FAQs schreiben die Leute bei Telegram dazu:

We believe in fast and secure messaging that is also 100% free.

Pavel Durov, who shares our vision, supplied Telegram with a generous donation through his Digital Fortress fund, so we have quite enough money for the time being. If Telegram runs out, we’ll invite our users to donate and add nonessential paid options to break even. But making profits will never be a goal for Telegram.

Quelle: https://telegram.org/faq#q-how-are-you-going-to-make-money-out-of-this, Accessed: 22-Aug-2015

Ein Internet-Startup ohne Geschäftsmodell verkauft am Ende fast immer seine Nutzerdaten, aber gerade hier gibt Telegram ja vor, dass all diese Informationen besonders sicher sind. Bei Threema kostet die App ein paar Cent, ein Anfang eines Geschäftsmodells. Facebook Messenger kostet nix – es stützt das Facebook Imperium aus Werbung und Datenanalyse. iMessage kostet nichts, Apple sieht es als wichtiges Feature für iOS und somit dem Absatz der eigenen Telefone.

Nennt mich zynisch, aber irgendwann ist das Funding aufgebraucht und dann brauchen die guten Leute in Berlin ein Geschäftsmodell. Im Moment mag Pavel Durov das Unternehmen aus seinem persönlichem Privatvermögen (seht dazu auch Wikipedia) finanzieren, dennoch würde mir ein echtes Geschäftsmodell sehr zusagen. Was ist, wenn Pavel keine Lust mehr hat?

Nachdem ich jetzt also ein paar positive und einen negativen Punkt angebracht habe, mag ich noch einen Punkt anbringen, den ich persönlich gut finde. Die netten Leute in Berlin, auch wenn Sie kein Geschäftsmodell haben, haben eine nette API. Aus meiner Sicht sind die Systeme im Internet am erfolgreichsten, die eine gute API haben. Leider fangen viele Anbieter mit einer guten API an und dann wird diese immer weiter eingeschränkt.

Mein eigener Instagram Web-Viewer wird immer weniger nützlich, da mein API-Key immer weiter beschnitten wird und die verlorenen Funktionen kann man fast gar nicht zurückgewinnen. Ich sag da nur: Danke Facebook! Klar, die Leute müssen Geld verdienen, aber es ist trotzdem…

Also hoffe ich, dass die API bei Telegram immer weiter ausgebaut und zum Unique Selling Point wird. Eine der APIs, die ich mir im Moment anschaue ist die Möglichkeit einen eigenen „Bot“ zu programmieren. Dabei ist ein Bot ein Programm, dass Telegram zur Kommunikation nutzt. Das interessante an der API ist, dass man nicht nur Nachrichten hin- und herschicken kann, sondern eigene Befehle vorgeben kann und dem Nutzer ein eigenes Keyboard schicken kann. Stell Dir also vor, dass Du dem Nutzer eine Frage stellst, die er mit Ja, Nein, Mir doch egal beantworten kann. Mit dem Custom Keyboard hast man also die Möglichkeit die Nutzerinteraktion zu verbessern, aber as gibt Entwicklern auch die Möglichkeit Integrationen zu suchen, die mit iMessage, WhatsApp, Facebook Messenger & Co einfach nicht möglich sind. Mir brennt es ein wenig unter den Fingern etwas damit anzufangen, aber leider kostet das SSL Zertifikat ein paar Euro mehr, als ich im Moment ausgeben will; besonders da mein Host eine echt blödes Vertragskonstrukt dazu anbietet.

Kann Telegram gegen den Platzhirsch WhatsApp bestehen? Keine Ahnung, aber um ehrlich zu sein, muss es ja nur für mich und meine Freunde gut funktionieren. Meine liebe Frau bekommt also ganz bald von mir ein Telegram ;)


Claus Wolf

Seit 1994 im Netz unterwegs und seit 2004 eingefleischter Mac-Nutzer.

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