Literatur sammeln

Selbstverständlich ist, dass man Daten von Hand eingeben kann oder von bekannten Dateiformaten, wie dem quasi-standard RIS Format importieren kann. Da die Mehrzahl der Forschungsliteratur heute jedoch online zur Verfügung steht, haben beide Apps eine ganz eigene Methodologie gefunden, Daten von Webseiten auszulesen und für Dich zugänglich zu machen.
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Zotero sitzt in Deiner Adresszeile und zeigt Dir mittels einem kleinen Icon an, dass Daten vorhanden sind, die man auslesen kann. Das ganze funktioniert auf der Basis sogenannter „Connectors“, die von der Open Source Community gepflegt werden. Das ist eine super-tolle Funktion und macht die Datenübernahme so einfach, dass man sich fast keinen anderen Weg wünschen möchte. Leider macht das die gesamte Geschichte auch ein wenig anfällig, denn sobald ein Anbieter seine Webseite umstrukturiert, kann dieses System nicht mehr richtig funktionieren.
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Wenn man das Icon anklickt kommt ein kleines Auswahlfenster, man wählt die gewünschten Datensätze und klickt noch auf OK und schon werden die Daten übernommen und in Zotero abgelegt.
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Dort kann man diese dann in der dreispaltigen-Ansicht einsehen und verwalten.
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Mendeley arbeitet mit einem kleinen Bookmarklet und auf den ersten Blick funktionier die gesamte Geschichte dann ganz ähnlich. Man klickt auf das Bookmarklet, ein neues Fenster öffnet sich, in der alle Referenzen angezeigt werden und man klickt die gewünschten Referenzen an, um diese in seinem Mendeley Web-Konto abzulegen.
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Schön gemacht ist, dass man nach dem Import gleich die Möglichkeit hat, Tags (Schlagworte) und Notes (eigene Kommentare) zu hinterlegen. In die Mendeley App auf Deinem Mac gelangt das ganze dann erst nach einer Synchronisation, die aber zum Glück schnell und problemlos abläuft.
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Leider funktioniert das bei Mendeley nur mit einer überschaubaren Menge an Angeboten, wobei aber durchaus alle großen und wichtigen abgedeckt werden, so dass dieser kleine Minuspunkt nicht all zu schwer ausfällt.
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Dennoch hier erkämpft sich Zotero einen Punktsieg.
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PDFs übernehmen
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Beide Kandidaten beherrschen jedoch etwas, was einen noch viel größeren Mehrwert verspricht, die direkte Übernahme von PDF Dateien und das Extrahieren der dazugehörigen Metadaten, selbst wenn diese Metadaten nicht gesondert gespeichert wurden. Um das ganze testen zu können, speicherte ich je zwei Fachzeitschriftenartikel von Google Scholar und PubMed Central, wobei das das Ergebnis natürlich beeinflussen wird – denn es sind zwei der größten Quellen an frei zugänglichen Volltextdokumenten, die somit auch von beiden Tools für die Ergänzung der Metadaten verwendet werden.
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In Mendely kann man die PDF Dateien einfach ins Programm ziehen, oder über die Hinzufügen-Schaltfläche auswählen. Mendeley wird dann erst einmal selbst die Metadaten erraten, dann aber schnell im Hintergrund auf frei zugängliche Quellen zugreifen, um die erratenen Daten zu ergänzen, korrigieren oder zu ersetzten. Neben Google Scholar, PubMed, PubMed Central & Co kann Mendeley sich hier auch auf seinen eigenen Katalog an bibliografischen Daten stützen, was sehr imposante Erkennunsergebnisse ermöglicht. Voraussetzung für diese Magie sind jedoch native PDF Dateien.
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Zotero beherrscht dieses Kunststück auch, nur leider nicht ganz so intuitiv und nicht annähernd so automatisch. Zieht man PDF Dateien in das Zotero Fenster werden zwar Datensätze erstellt, diese enthalten jedoch keine Metadaten. Mit einem Rechtsklick kann man das Programm dazu bewegen in den üblichen frei zugänglichen Quellen nach den Metadaten zu forschen. Der entsprechende Eintrag lautet „Rufe Metadaten für PDF ab“
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Macht man dies zum ersten Mal muss man erst mal PDF Tools installieren. Eine kleineres Ärgernis, denn eigentlich könnte Zotero ja diese wichtigen Bibliotheken gleich mit installieren, aber ich bin mir fast sicher, dass irgendeine Open Source Lizenz das einfach nicht zulässt.
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Führt man dann die Metadaten-Erkennung durch bekommt man mindestens genauso gute Ergebnisse, wie bei Mendeley.
Man könnte sogar argumentieren, dass die Daten in Zotero von Zeit zu Zeit ein wenig „schöner“ sind. Mendely macht nämlich aus dem Zeitschriftennamen für diesen Eintrag  „The New England journal of medicine“ (bitte die Groß- und Kleinschreibung beachten), während Zotero den Zeitschriftennamen ein wenig schöner als  „New England Journal of Medicine“ (bitte beachten, dass das „The“ fehlt).
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Übrigens auch in Zotero muss man die Erkennung nicht einzeln durchführen, einfach mehrere PDF Dateien gleichzeitig auswählen und den gewünschten Menüpunkt aufrufen, das ganze läuft dann als Batch-Job ab.
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Gute Metadaten sind später übrigens unheimlich wichtig. Bei der Erkennung der Metadaten für eine PDF hat also Mendeley die Nase ganz eindeutig vorne, was aber nicht verwundert, schliesslich sieht sich Mendeley selbst als PDF-Manager.
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Wenn es schwieriger wird…
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Bisher habe ich sowohl Zotero als auch Mendeley geschont und mich an die größten und meistgenutzten Datenbanken gewagt, jetzt allerdings die Stunde der Wahrheit. Werden die Tools auch Daten von der Bibliografie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft übernehmen können?
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Die Suche war denkbar einfach – Goethe – die Ergebnisse ernüchternd, keines der beiden Tools konnte die Daten auslesen, was einfach zeigt, dass das Bookmarklet von Mendeley eben nur einige wenige Dienste bedient und das Zotero auf den Good-Will von Entwicklern angewiesen ist und scheinbar hat niemand einen Scraper für diese Quelle geschrieben.
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Erwartungsgemäß sind die Ergebnisse bei den größten Anbietern jedoch durchweg gut und auf gleichem Niveau. Mit beiden Tools wird man also als Mac-Nutzer glücklich werden.
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Fazit
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Die Web-Scraper von Zotero haben die Nase vor dem Mendeley Plug-In, im besonderen, da der Client sich erst mit dem Web-Inhalt synchronisieren muss, bevor die Inhalte dann auf dem eigenen Rechner erscheinen.  Zotero hat noch einen anderen Trick auf lager, es kann nämlich die für EndNote gedachten direkten Exporte aus einer sehr großen Anzahl von Datenbanken umleiten und so Daten direkt übernehmen. Dies hat den Vorteil, dass die Datenübernahme nicht auf dem Scraper aufbaut und der Anbieter die richtige Zuordnung von Inhalten zu Feldern vorgeben kann.
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Um ganz fair zu sein, speichert man diese Datei, lässt sich diese auch in Mendeley übernehmen und sicherlich gibt es einen Trick, wie man das für Mendeley automatisieren kann, nur es gefällt mir halt, wenn solche Dinge automatisch funktionieren und das tut es bei Zotero und nicht bei Mendeley.
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Diese direkten Exporte gibt es übrigens auch von anderen Anbietern (neben EndNote auch bei EndNote Web, RefWorks, Citavi), man könnte das also als „Standardfunktion“ sehen.
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Im Ende hat also Zotero ganz deutlich die Nase vorne, wenn es darum geht Daten aus unterschiedlichsten Quellen zu übernehmen, während Mendeley sich bei der Datenübernahme aus PDF Dateien einen klaren Sieg erkämpfen kann.

Claus Wolf

Seit 1994 im Netz unterwegs und seit 2004 eingefleischter Mac-Nutzer.

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