Ich gehöre zu den Leuten, die sich nie einen eigenständigen eBook Reader gekauft hätten. Nicht weil ich nicht gerne lese, sondern weil mir der aktuelle Formatkrieg die Geräte noch zu unsicher erscheinen lassen. Dabei ist das Wort Formatkrieg natürlich völlig falsch gewählt, es handelt sich ja eher um einen DRM-Krieg.

Das iPad kommt mit iBooks und somit einem eBook-Reader und einem passenden Bookstore und trotzdem möchte ich heute kurz die Kindle App vorstellen. Ich selbst lese am liebsten englische Bücher und da kann iBooks einfach nicht mithalten und zum anderen hat wohl schon so ziemlicher jeder eigene Erfahrungen mit iBooks machen können.

Eines Vorweg: die Kindle App hatte ich auch schon auf meinem iPhone 3GS installiert, dort aber schnell wieder verbannt. Auf dem kleinen iPhone Bildschirm machte mir das Lesen langer Passagen einfach keinen Spaß. Auf dem iPad war ich hin und weg, habe auf einer kurzen Geschäftsreise nach Litauen ein ganzes Buch geradezu verschlungen und werde so wohl zum treuen Amazon Kindle Kunden.

Aus meiner Sicht ist der größte Vorteil der Kindle App die Tatsache, dass man aus dem äußerst reichhaltigen Amazon Kindle Store auswählen kann. Hier gibt es zwar hauptsächlich englische Bücher, aber das ist für mich durchaus ein Vorteil. Wenn Du allerdings deutsche Literatur suchst, dann solltest Du hier wohl aufhören zu lesen, da findet sich in Amazon’s Bookstore fast nichts.

Die App selbst ist einfach gestaltet und trotzdem unheimlich mächtig. Man hat zwar auf einen imposanten Seitenwechsel-Effekt verzichtet, aber ansonsten auf fast nichts. Man kann die Seitenfarbe und Schriftgröße jederzeit anpassen und auch die Helligkeit des iPads regulieren.

Zur Helligkeit muss ich ganz kurz sagen, dass ich zu keiner Zeit das Gefühl hatte das meine Augen durch das Lesen am Bildschirm ermüden würden. Ein Phänomen, welches Ihr sicherlich von der täglichen Lektüre von Webseiten, wie dieser, am Computerbildschirm kennt. Die Schriftgröße und angemessene Helligkeit der App haben hier sicherlich geholfen.

Zum Seitenwechsel tappt man auf den linken oder rechten Bildschirmrand, die Seite wird dann ohne Schnickschnack gewechselt. Der Seitenwechseleffekt in iBooks ist sicherlich cool anzusehen, aber brauchen tut man ihn nicht und so bin ich fast erleichtert, dass Amazon dieses Gimmick in der Trickkiste anderer gelassen hat.

Die App kann jedoch mit einigen inneren Werten glänzen, die man auch aus normalen Büchern kennt. Highlighting. Einfach mit den aus iOS gewohnten Funktionen eine Textstelle markieren und diese wird gelb hinterlegt und in einem nützlichen Index abgelegt. Muss man mal ein Buch für Schule oder Studium lesen, so kann das mächtig nützlich werden.

Wer möchte kann auch Notizen hinterlegen und somit kannst Du Dir das Gekritzel am Seitenrand sparen und Deine Anmerkungen in nützliche Pfade lenken. Selbstverständlich wird auch hier ein Index erstellt.

Eine Funktion, die beim Studium sicherlich helfen kann, ist dass die Highlights anderer Nutzer als „gestrichelte Unterstreichung“ angezeigt wird.

Ein Tap zeigt Dir, wie viele andere Nutzer eine bestimmte Textstelle gehighlighted haben. Stell Dir das einfach so vor, so verpasst Du bestimmt nicht mehr die „wichtigen“ Textstellen, obwohl man so eine Funktion durchaus auch mit Argwohn betrachten sollte. Ich fand sie ganz nett und auch zu den „Popular Highlights“ gibt es einen Index. Hier zeigt Amazon, wie man Crowd Sourcing anonym und nützlich einsetzen kann und das ganze dezent in das eigene Programm integriert. Amazon profitiert hier sicherlich auch von der sehr starken Popularität der Hardware Kindle Reader, die man in den USA und England ja durchaus häufig antrifft.

Generell finde ich die Optionen gelungen und diese erlauben schnellen, bequemen und sehr guten Zugang auf die wichtigsten Navigationsfunktionen:

Eine weitere nette Funktion ist das eingebaute Wörterbuch. Ein Tap auf ein Wort und Du bekommst eine Definition. Das brauche ich zwar bei modernen Texten beim besten Willen nicht, aber schon die Lektüre von Treasure Island führt zu so manchem Wund nach Defintition. Auch hier ist die Funktion mehr als nur schön implementiert und gefällt mir sehr gut.

Im Großen und Ganzen gefällt mir, dass mit einem gekonnten Tap alle Funktionen auf dem Bildschirm erscheinen, diese beim nächsten „Umblättern“ jedoch schon wieder verschwinden. Sehr nützlich und gut implementiert.

Auch finde ich es gut, dass die Kindle App auch Seitenzahlen angibt. Die „Location“ ist ja fürs Zitieren nicht wirklich nützlich. Zur Seitenzahl muss man sagen, dass diese mit ein wenig Vorsicht zu nutzen ist, das sie unter Umständen nicht 100% Akkurat ist. Es wird nämlich die Seitenzahl für das Stück Text angezeigt, dass gerade am Anfang Deiner Seite steht, aber das könnte der letzte Absatz der Seite sein und Du könntest beim Lesen eigentlich schon auf der „nächsten Seite“sein. Diese Funktion löst also beim besten Willen das Problem beim Zitieren nicht  (Guttenberg lässt Grüßen) und so wird man wohl sowohl Seite als auch Location ins Zitat eingeben müssen. Auch holt sich Amazon die Seitenzahlen aus einer gedruckten Version des Buchs, gibt aber nicht an welche Ausgabe hier genutzt wurde.

Also rein akademisch gesehen ist diese Funktion für die Füße, aber so für das Gespräch zwischen Freunden, Kollegen & Kommilitonen reicht es bestimmt :)

Fazit:

Ich finde die App einfach nur gut gelungen, der umfangreiche Amazon Kindle Store sorgt dafür, dass der Lesestoff nicht ausgeht. Ich freue mich schon auf die nächste Geschäftsreise und aufs nächste Buch

 

Quellen:

Die Screenshots entstammen der Kindle App, zeigen jedoch alle Textstellen aus folgendem Buch. Über meinen Geschmack kann man sich sicherlich streiten, aber es handelt sich um einen New York Times Papersback Non Fiction Besteller, also ganz so schlecht, kann mein Geschmack nicht sein ;)

Burpo, Todd, Sonja Burpo, and Colton Burpo. Heaven is for Real: A Little Boy’s Astounding Story of His Trip to Heaven and Back. Thomas Nelson, 2010. Web.

Hier ein Link zu Amazon.com

 


Claus Wolf

Seit 1994 im Netz unterwegs und seit 2004 eingefleischter Mac-Nutzer.

1 Kommentar

Meine zehn liebsten iPad Apps « MacTopics.de · 18. September 2011 um 08:08

[…] gehen und den wertvollen iTunes Credit dafür verbrauchen, wenn es ebenso bequem bei Amazon geht? Die Kindle App habe ich übrigens im April einmal näher besprochen und da werdet ihr sehen, dass ich die App nicht nur wegen der Auswahl mag. Leider kann man jetzt […]

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