Als ich gestern Abend die Apple Keynote verfolgte, musste ich an meine Laptop-Tasche denken. Der Gedanke kam mir, weil dort seit einigen Monaten bereits ein Google Nexus 7 mit 8GB seinen Dienst verrichtet. Selbstverständlich ist es kein Laptop-Ersatz, mehr eine Art eBook-Reader mit Web-Funktion.
Und dann fiel mir auf, dass ich Euch noch gar nicht von meinem ersten Eindruck berichtet habe und heute scheint mir ein besonders guter Termin hierfür zu sein.
Die Hardware
Schön? Nein, besonder schön ist es nicht, mein Nexus 7, aber es ist auch nicht häßlich.
Es fasst sich gut an, liegt gefällig, aber erstaunlich schwer in der Hand. Man hat nicht das Gefühl ein Billigprodukt in Händen zu halten – Google hat da schon ein ordentliches Produkt hingestellt.
Eingeschaltet wird das Nexus 7 mit einem Knopf an der Seite, darunter befindet sich eine Lautstärken-Wippe. Am unteren Ende findet man einen Kopfhöreranschluss und einen Mikro-USB-Anschluss.
Den Mikro-USB-Anschluss hasse ich übrigens – denn da das Ladegerät einzustecken, ist eine unnötig komplizierte Angelegenheit. Nicht alles wird besser, wenn es kleiner wird.
Die Rückseite fühlt sich ein wenig gummiartig an und das gefällt mir ausgezeichnet. Scharfe Ecken hat es keine und wenn das Gerät eingeschaltet wird, macht es einen guten Eindruck.
Der 7″ Bildschirm hat sehr gute Spezifikationen: 1280×800 HD display (216 ppi), das sollte doch was taugen? Leider ist das Display im Vergleich zum iPad 2 meiner Frau (das war mal meins) nicht annähernd so schön. Es zeigt sich halt einmal mehr, dass die Spezifikationen nicht alles sagen. Ein wenig dunkel fühlt es sich im direkten Vergleich an. Aber genau da liegt auch das Problem – das Display gibt einem nur dann das Gefühl nicht ganz so toll zu sein, wenn man es direkt mit einem iPad 2 vergleicht, ansonsten ist es nämlich ziemlich gut.
Um Euch das näher zu erklären. Ich hatte einige Wochen nur das Nexus 7 in Händen, weil ich ständig unterwegs war und hatte mich so an das Display gewöhnt, dass ich jedem geschworen hätte, dass es genauso gut, wie das iPad 2 Display sei. Das Gefühl hielt an, bis ich das iPad anpackte – und dann gab es gar keine Frage, das iPad 2 Display war besser (das iPad war aber auch VIEL teurer).
Bücher lese ich auf dem Nexus 7 gerne, auch wenn die automatische Helligkeitsanpassung für die Füße ist. Das stellt man besser von Hand ein und in meinem Fall über ein kleines Home-Screen-Widgets, das einige Voreinstellungen bietet.
Die Front-Kamera mit 1,2 Megapixel Kamera macht hundsmiserable Bilder, aber es ist ja auch kein Fotokamera. Nur Skype & Co hab ich damit noch nicht ausprobiert, viel erwarten würde ich jedoch nicht.
Der Touchscreen lässt mächtig zu wünschen übrig und nicht nur bei meinem Gerät, wie mir ein Kunde bestätigte, den ich schon lange als echten Android-Fan durchschaut habe und der mich als Apple-Fan-Boy sieht.
Trifft man seine Schaltflächen – klar, kein Problem. Was aber, wenn man einen Tippfehler gemacht hat (und davon mache ich auf dem Nexus 7 viele), dann will man diese korrigieren. Ist ja nicht schwer, nur dafür brauch ich zu viel Geduld. Ich habe Odenwälder-Wurstfinger, wie man auf Hochdeutsch sagen würde, und die Genauigkeit ist schrecklich. Ich brauche immer mehrere Anläufe, damit es hinhaut und das nervt und so tippe ich auf dem Gerät möglichst nichts.
Die englische Spracheingabe klappt super gut und versteht mich besser als Siri, was mir schon ein kleines Tränchen ins Auge treibt.
Von der Hardwareseite ist es also ein gemischtes Bild, viel gutes und viel Mittelmäßiges. Abschliessend kann ich zur Hardware nur sagen, dass diesem Tablet ein Knopf fehlt – ein Home-Knopf. Nein die Software-Taste zählt nicht!
Die Software
Android 4.1.2 Jelly Bean ist ein wirklich gutes Betriebsystem. Viel Dinge gefallen mir auf Anhieb sehr gut. So bin ich ein großer Fan eines kleinen Homescreen-Widgets, mit dem ich Wifi, Bluetooth, Location-Services, Hintergrundienste & Helligkeit mit einfachen Klicks aktivieren und anpassen kann. Sowas will ich auf jedem mobilen Gerät, gleich wer es herstellt.
Auch gefallen mir die drei Softwaretasten sehr gut. Ja, ja – ich bin ein Fähnchen im Wind… Ich hätte gerne eine Hardware-Home-Taste, aber dann gefallen mir die Softwaretasten doch? Ja, denn eigentlich ist es die Zurück-Taste und die Multi-Tasking-Taste, die mir so gut gefallen.
Mit der Zurück-Taste geht man schnell einen Schritt zurück – in ALLEN Apps. Super. Schade nur, dass in vielen Apps dies der einzige Weg zurück ist und das verwirrt mich als iOS Nutzer dann oftmals. Da hakt das Bediensystem und trotzdem ist so eine universelle Zurück-Taste was feines, die man auch in iOS gebrauchen könnte.
Auch die Multi-Tasking-Taste ist toll. Zwischen Apps hin- und herwechseln – nichts einfacher als das. Gut umgesetzt und was gut ist, ist gut, oder?
Die Apps
Hier muss ich dem guten Herr Schiller recht geben. Die Apps können einfach nicht mit dem iPad mit. Viele Apps sind einfach nur große Telefon-Apps, aber meist besser, als die kleinen Phone Apps auf dem iPad. Es gibt so ziemlich alles, was man sich wünschen könnte: Tripit, Flipboard, Vimeo, Skitch, LoveFilm, Angry Birds, Pocket, Facebook, Twitter – alles da. Und fast alle (mit der Ausnahme von LoveFilm) sind auf dem iPad einfach besser. Ich weiß auch nicht warum, aber aus meiner total subjektiven Sicht ist das leider so.
Nichts ist mit den Apps falsch. Wäre kein Vergleich vorhanden (Ihr erinnert Euch an den Bildschirm), dann wäre die Welt gut. Wer den Vergleich allerdings hat, dem muss das einfach auffallen. Selbst die Kindle App ist auf dem iPad besser als auf dem Nexus 7, denn da hat es einige ganz blöde Bugs.
Die Google Apps sind allesamt gut. Die GMail App ist ganz ok, aber halt keine Mail.app. Die Karten.App ist super (besonders Offline-Karten), Google+ ist cool. Das würden wir von Google auch nicht anders erwarten, all diese Apps sind gut und teils sehr schön.
Ganz so abfällig wie Phil Schiller würde ich das also nicht formulieren, denn das hat mir gar nicht gefallen. Die Apps sind nicht so „gut“, wie die iPad Apps, aber sie sind auch gut – ich würde sagen, wir sprechen über den Unterschied zwischen 2+ und 2-. Klar Apple schreibt schöne Apps, aber denkt mal bitte schnell an die Podcast App, auch Apple ist fehlbar. (Ihr dürft mich zitieren).
Die Wahrheit ist aber trotzdem: für das heimische Couch-Surfen verrichten die Apps alle Ihren Dienst mehr als nur gut.
Mein Fazit nach vielen Wochen Einsatz
Verkauf ich mein Nexus 7 und kauf mir ein iPad mini?
Nein – aber auch nur, weil ich das iPad mini noch nicht gesehen habe und wie kann ich da so eine Aussage treffen? Der andere Grund ist, dass ich mit meiner Frau verabredet habe, dass nach fünf Jahren ein neuer Mac angeschafft wird ;)
Das Nexus 7 ist ein toller eReader und Media-Consumption-Device. Die Größe ist genial und fast perfekt. Wie perfekt, das weiß ich erst, wenn ich das iPad mini mal in Händen hielt. Und das ist eigentlich schade, denn das Nexus 7 muss sich ständig mit Apple’s neustem Gerät vergleichen lassen, es kam jedoch auf den Markt, als Apple in diesem Segment nichts anbieten konnte.
Der Preispunkt von €199 (8GB) ist auch sehr gut gewählt – selbst wenn das iPad mini doppelt so viel Speicher mitbringt, es ist für viele erst einmal €130 teurer.
Was den Medienkonsum angeht: Der Google Play Store ist in Deutschland eine Enttäuschung und so ist man auf Amazon angewiesen, an iTunes kommt man ja nicht ran. Und so ist es Amazon, mehr als Google, dass das Gerät für mich zu einer guten Investition machten.
Das Urteil: 2- (knapp besser als befriedigend)
1 Kommentar
Nexus 7 « MacTopics.de • Google Nexus 7 Tablet · 29. Oktober 2012 um 15:20
[…] Der Gedanke kam mir, weil dort seit einigen Monaten bereits ein Google Nexus 7 mit 8GB seinen Dienst verrichtet. Selbstverständlich ist es kein Laptop-Ersatz, …www.mactopics.de/2012/10/24/nexus-7/ […]