Bei den Actionkameras sind die Modelle von GoPro die (fast) unangefochtenen Marktführer. Eine GoPro Hero (das einfachste Modell) kostet jedoch mindestens € 135 (z.B. amazon.de) und kommt fast ohne Zubehör daher. Ich selbst habe mir zum Geburtstag eine Actionkamera gegönnt, aber für eine GoPro hat es nicht ganz gereicht. Bei mir wurde es eine SJCAM SJ4000 für knapp €80 samt einem recht umfangreichen Zubehörpaket.

DSC_0940 DSC_0943 DSC_0948 DSC_0942

Für die Kamera habe ich mich nach langem Suchen im Internet entschieden, aber anstatt diese beim billigsten Anbieter in China zu kaufen, habe ich mich für einen eBay Verkäufer entschieden, der zwar in China firmiert, seine Ware jedoch in Deutschland lagert und so innerhalb weniger Tagen liefern konnte.

Die Kamera selbst ist winzig (59,27 x 41,13 x 29,28 mm) und super leicht (ca. 59g, laut meiner Küchenwaage) und so populär, dass es leider schon unzählige Nachbauten gibt, die jedoch – so die allgemeine Meinung der „Opfer“ in der Qualität nicht mithalten können. Dass diese Kamera jedoch die Produktpiraten auf den Plan rief, verspricht zu mindestens, dass diese nicht ganz schlecht sein kann. Ob die Kamera nun mit einer GoPro mithalten kann, mag ich gar nicht beurteilen, aber ich schildere Euch einfach mal meine Eindrücke, nachdem ich mit der Kamera so manchen Test gemacht habe.

Fahrradfahren

Im Lieferumfang befinden sich unzählige Zubehörteile, die es bei der Konkurrenz nur gegen Aufpreis gibt. Unter anderem auch eine Halterung, die es ermöglicht die Kamera am Fahrradlenker zu befestigen. Leider ist das natürlich der wohl unglücklichste Ort, da die Kamera hier starken Vibrationen ausgesetzt ist, aber sei es drum.

Bei meinen ersten Tests hatte ich die Grundeinstellungen so ziemlich alle beibehalten und bin dann eine kleine Runde gefahren, die mich über Fahrradwege, Dorfstraßen und Feldwege geführt hat. Leider gab eine der Winkelhalterungen dann nach, obwohl die Feststellschraube bombenfest war, und ich musste mehrfach nachjustieren. Das Ergebnis ist gerade auf den Feldwegen wenig schön und stimmt erst einmal missmutig.

Das Ergebnis habe ich in zwei kleinen Videos zusammengeschnitten, wobei das erste wohl eher ein Beispiel ist, wie man es nicht machen sollte ;) Die extrem hohe Abspielgeschwindigkeit (20x) und die Vibrationen machen das Video wohl nicht zu einem Meisterwerk.

Video 1
20fache Geschwindigkeit

Video 2
Einige Segmente aus Video 1 mit normaler Geschwindigkeit und ein paar Hinweisen. Hier sieht man dann auch deutlich die Vibrationen und deren unglückliche Auswirkung auf das Videomaterial

Da die Qualität sowohl bei YouTube als auch Vimeo die bereits schlechte Qualität noch schlechter machten, möchte ich hier noch Download Links anbieten. Das 1080er Material habe ich jedoch auf 720er Auflösung in Final Cut Pro X herunterrechnen lassen, der Download sollte dennoch bessere Bildqualität liefern.

Download Video 1 | Download Video 2

Da mich das Ergebnis jedoch eher enttäusch hat, habe ich dann am Karfreitag noch einmal eine kleine Runde mit meiner Tochter gedreht. Mit meiner Tochter vorweg war das Tempo natürlich deutlich gemütlicher und obendrein habe ich die digitale Videostabilisierung in der Kamera aktiviert und Feldwege vermieden. Das Ergebnis gefällt mir persönlich wesentlich, obwohl es bei 5x Geschwindigkeit immer noch besser und ihr seht es hier – aber auch hier muss ich zugestehen, dass das Material auch bei 5 facher Geschwindigkeit durchaus gewöhnungsbedürftig ist.

Video 4
5fache Geschwindigkeit

Download Video 4

Fazit des Fahrradtests

Ein wenig ernüchtert war ich nach meinem Tests schon. Klar am Fahrradlenker bekommt die Kamera die meisten Vibrationen ab, aber das Wort Actionkamera suggeriert ja auch „Action“ und zu mindestens mit der Lenkerhalterung geht das nicht. Bei deutlich geringerem Tempo und weniger Feldwegen ist das Ergebnis  recht ansehnlich aber bei weitem nicht perfekt. Die Kamera kommt gut auch mit schwierigen Lichtverhältnissen zurecht. Vielleicht sollte ich die Kamera ja doch einmal auf dem Helm montieren, dann seh ich zwar „lustig“ aus, aber das Ergebnis mag besser sein ;)

In Video 1 & 2 sieht man mich durch eine Bahnunterführung fahren und das hat die Kamera gut gemeistert. In Video 1 & 2 sieht man aber auch, wie sich der Weißabgleich einmal deutlich verrechnet, als ich durch eine schattige Straße fuhr, an der ein recht „braunes“ Haus stand. Aber auch hier hat die Kamera schnell korrigiert und somit bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.

In Video 4 sieht man sehr deutlich, dass die Kamera mit Gegenlicht gut umgeht und mit dem 170° Weitwinkelobjektiv wirklich ein gutes Sichtfeld ermöglicht. Im nächsten Video wird man dann deutlich den Kompromiss sehen, den man mit diesem extremen Weitwinkel eingeht, denn am Rand werden alle geraden Linien rund.

Test im Wasser (Schwimmbad)

Actionkamera kommen meist mit einem wasserdichten Gehäuse und das ist auch bei der SJCAM SJ4000 der Fall. Bis zu 30m unter Wasser soll das Gehäuse dichthalten. Das habe ich nicht getestet, viel mehr hatte ich mit meinen Kindern ein wenig Spaß im Schwimmbecken eines Hotels und somit hab ich es auf maximal 1,3m Tiefe gebracht. Aber glauben wir den Angaben einfach mal. Im Schwimmbad macht die Kamera dann richtig Spaß und man kommt an wirklich schöne Aufnahmen. Nicht alles, was fürs Heimkino taugt, möchte ich auch hier veröffentlichen, also ist das Video deutlich kürzer und ich habe Wert darauf gelegt, die Gesichter meiner Familie unkenntlich zu machen oder gar nicht erst zu zeigen. Am Anfang des Videos seht Ihr noch ein paar Aufnahmen aus Mořský svět (Sea World) in Prag.

Video 3

Download Video 3

Fazit des Schwimmbadtests

Hier bekommt die Kamera von mir volle Punkte – die Nutzung im wasserdichten Gehäuse war ein Kinderspiel, auch wenn die Knöpfe nicht ganz so leicht zu drücken sind, wie man sich das vielleicht wünschen würde. Die Videoqualität passt, sowohl über als auch unter Wasser – solange ausreichend Licht vorhanden ist. Hier freue ich mich noch auf viele Einsätze der Kamera und auf die Videos, die dabei entstehen werden.

Die Handhabung

DSC_0942 DSC_0948

Die Kamera hat zwei Knöpfe und eine Schaltwippe.

Mit dem Knopf auf der Gehäusevorderseite schaltet man die Kamera ein/aus und wechselt zwischen den vier Modi (Video, Foto, Wiedergabe, Menü) der Kamera. Auf der rechten Seite sitzt die Schaltwippe, die es ermöglicht recht zügig durch das Menü zu gelangen. Auf der Oberseite der Kamera befindet sich einen OK-Knopf, der auch als Auslöser dient.

Auf der Rückseite befindet sich ein  1,5″ (3,7cm) Farbdisplay, was wohl einer der größeren Vorteile gegenüber der GoPro Hero ist. Auf der linken Gehäuseseite finden sich dann HDMI und USB Anschlüsse, sowie ein Steckplatz für die Mikro-SD-Karte.

Wer möchte kann ein Firmware Update durchführen – die aktuelle Version wurde im Dezember 2014 veröffentlicht. Hierzu lädt man sich eine .bin Datei von der Herstellerwebseite und legt diese in das „Root-Verzeichnis“ der SD-Karte. Man schließt dann die Kamera an das Ladegerät an und die Firmware wird aktualisiert. Im Anschluss muss man die .bin Datei dann von der Karte löschen, aber viel einfacher könnte man den Update Prozess nicht gestalten.

DSC_0953 DSC_0955

Im Paket befindet sich auch ein reichhaltiges Zubehörteil, mit unterschiedlichen Halterungen, Klettverschlüssen, Stativadapter, Klebehalterungen und vieles mehr – selbst an ein Reinigungstuch hat man gedacht. Es ist mein Verständnis, dass die SJCAM Halterungen mit denen der GoPro-Familie kompatibel sein soll, aber auch das habe ich noch nicht getestet.

Befestigt werden die Halterungen durch Schrauben, die man zwar per Hand festdrehen kann, die aber auch mit einem Kreuzschlitzschraubendreher gedreht werden können. Zu mindestens bei mir ist das bei der Hauptschraube die zu empfehlende Methode.

Die Winkeladapter sind modular aufgebaut, so dass man diese grundsätzlich vielfältig kombinieren kann. Aus meiner Sicht der größte Kritikpunkt ist dass das Plastik super glatt ist und somit die Kamera beim Radfahren nach links wegkippte, obwohl die Schraubverbindung fest war. Ich kann mir das nur mit dem glatten Plastik erklären, welches einfach keinen Widerstand bietet.

Sitzt die Kamera im wasserdichten Gehäuse ist sie nur recht schwer rauszubekommen. Sie sitzt nicht fest, aber man bekommt sie auch nicht wirklich zum Greifen. Zum Glück ist es nur ein wenig Übungssache, bis man die Kamera leicht rein und rausbekommt.

Das große Fazit

Positiv überrascht, wenn auch nicht perfekt.

Nicht alle Einsatzbereiche scheinen gleich sinnig. Die Halterung für den Fahrradlenker scheint nicht optimal, da muss es eine bessere Lösung geben und nach der werde ich suchen. Auf der anderen Seite hatte ich im Schwimmbad Spaß ohne Ende und auch das Ergebnis der „gemächlichen“ Radtour mit meiner Tochter passt eigentlich. Ich denke, dass ich in den nächsten Wochen noch viel im Umgang mit der Kamera lernen werde, aber für den Moment bin ich zufrieden und dankbar für mein Geburtstagsgeschenk ;)

Was der Kamera jedoch fehlt ist ein Zeitraffer-Modus, bei dem die Kamera nur alle x-Sekunden ein Bild macht. Dies würde der Kamera weitere Einsatzmöglichkeiten bieten, aber ansonsten bin ich mit Leistung und Funktionsumfang zufrieden, und wer weiß, vielleicht gibt es den Zeitraffer-Modus ja doch irgendwann noch als Firmware-Update.


Claus Wolf

Seit 1994 im Netz unterwegs und seit 2004 eingefleischter Mac-Nutzer.

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.