Seit einigen Tagen und Wochen macht Wordle die Runde durchs Internet und ein dreister Entwickler sorgte gleich für einen ordentlichen Shitstorm.

Über Wordle

Wordle ist ein gleichermaßen einfaches, wie geniales, Wortspiel, bei dem Du ein englisches Wort mit fünf Buchstaben in maximal sechs Versuchen erraten musst. Nach jedem Versuch wird Dir gezeigt, welche Buchstaben richtig und falsch waren. Grüne Kacheln zeigen richtige Buchstaben an der richtigen Stelle, gelbe Kacheln richtige Buchstaben an falscher Stelle und dunkelgraue Kacheln zeigen Buchstaben, die nicht im Wort vorkommen. Eine Tastatur am unteren Rand des Spielfeldes merkt sich alle falschen und richtigen Buchstaben, damit man es ein wenig leichter hat.

Das ganze gibt es als Web-App und jeden Tag kommt ein neues Spiel heraus. Spielteilnehmer veröffentlichen den eigenen Erfolg gerne und häufig bei Twitter, was durch eine sehr coole „Share“-Funktion ermöglicht wird, bei der das Spielfeld und das Ergebnis mit Unicode-Zeichen abgebildet wird. Das ganze sieht dann so aus:

Wordle Twitter Ergebnisübersicht, bei der mit farbigen Kacheln der Rateverlauf deutlich gemacht wird

Das Spiel scheint auf einigen bereits erprobten Spielkonzepten aufzubauen, die es sogar als Fernsehshow gab / gibt. Das schmälert natürlich nicht die Leistung des Entwicklers, ganz im Gegenteil, er schaffte einen viralen Hit und Josh Wardle verdient aus meiner Sicht viel Lob und Anerkennung.

Nachahmer

Erfolg zieht schnell viele Nachahmer an und hier beginnt der Teil der „Geschichte“, die zu diesem Artikel führte. Im App-Store fanden sich schnell eine ganze Anzahl an Apps, die Wordle nachahmten, einige mit eigenen Konzepten, andere konnte man als „perfekten“ Klon identifizieren und ein ganz dreister Entwickler klonte nicht nur das Spiel, sondern bediente sich gleich am Namen.

In einem Artikel von John Gruber auf Daring Fireball kannst Du nachlesen, was sich da abspielte.

Der besonders „geschäftstüchtige“ Entwickler, Zach Shakked, der „Wordle – The App“ veröffentlich hatte, tweetet dann voller Stolz, wie überwältigt er vom Zuspruch zu seiner App war, die neben dem kostenlosen Download auch eine Abo zu US$ 30 / Jahr beinhaltete.

Eine seiner andere Apps „Hashtag Expert“ nutzt ebenfalls ein Pro-Abo, das nach der kostenlose Probewoche mit €91,99 / Jahr zu Buche schlägt. Das Geschäftsmodell des Entwicklers ist also klar.

Solange der Kunde das ganze als fair empfindet, freue ich mich für jeden Entwickler, der mit seinen Apps Geld verdienen kann, aber bei diesen Beträgen und dem geliehenen Produktnamen und Spielkonzept/-design denke ich leider ein wenig an „Abo-Falle“.

Kurze Entwickler-Freude

Zach’s Freude währte nicht lange, denn die Internet-Gemeinde entschloss sich ihm mit aller Gewalt zu zeigen, was man von dieser Geschäftsmentalität hielt. Der vermeintliche Erfolg wurde schnell zum „Shitstorm“ und der Geschäftsmann hat es momentan rechts schwer.

Sein Twitter-Konto ist nur noch seinen „Freunden“ Zugänglich, seine App „Wordle – The App“ wurde, ebenso wie viele andere Nachahmer-Apps, von Apple aus dem App Store entfernt.

Offene Daten

Zach Shakked ist jedoch ein recht interessanter Entwickler, denn er geht recht offen mit dem Erfolg seiner Apps um. Auf seiner Webseite gibt es ein Dashboard, dass den aktuellen Umsatz, sowie die Werbekosten, recht genau dokumentiert.

Dort lernt man zum Beispiel, dass im Zeitraum vom 16. Dezember 2021 bis 15. Januar 2022 einen Umsatz von $274.390,28 hatte und dabei $110.538,23 für Werbung ausgegeben hat. Im gleichen Zeitraum wurden $24.467,59 an Rückzahlungen durchgeführt. Bei den Rückzahlungen frage ich mich, ob andere Entwickler ähnlich hohe Werte haben?

Ob und wie viele Angestellte Zach hat, konnte ich nicht rausfinden, LinkedIn listet nur zwei Mitarbeiter für Hashtag Expert, Zach in New York und Khalid in Kanada, als Firmengröße gibt das LinkedIn Profil 11-50 Mitarbeiter an.

Zach geht also recht offen mit Daten um. Anfänglich versuchte er sich bei Twitter zu verteidigen, erklärte seinen Gedankengang: Wordle sei keine eingetragene Wortmarke, das Spiel eigentlich auch nur ein Klone anderer Spiele, und er habe feste Pläne für neue Features gehabt, die seine App deutlich vom Ursprung abgehoben hätte.

Geschickt hatte er seine Rechtfertigung nicht angestellt, kam ein wenig arrogant und uneinsichtig rüber, aber bei all der anderen Offenheit hätte man sicher einiges von Ihm lernen können, aber das Internet ist ein unnachgiebiges Medium.

Warum dieser Artikel?

Das ganze hat so hohe Wellen geschlagen, dass ich das einfach einmal zusammenfassen wollte und neben all den Verfehlungen, die man Zach Shakked vorwerfen könnte, kommt der Gedanke, dass auch Apple mehr unternehmen müssen und zwar nicht nur in diesem einzelnen Fall, sondern ganz generell.

Apple wirbt damit, dass der App Store ein sicherer Marktplatz sei. Von meinen eigenen Apps kann ich sagen, dass Sie schnell bearbeitet werden und man merkt, dass bei einigen Updates die Leute schon sehr tief einsteigen. Bei einer App musste ich das Alter für die Nutzer anheben, weil es eine Suchkomponente für wissenschaftliche Artikel gibt und der Prüfer hat auf jeden Fall mehr Phantasie als ich.

Trotzdem muss die Frage erlaubt sein:

Hätte das App Store Team erkennen können, dass es sich um einen Klon einer beliebten Web-App handelt? Wenn ja, was hätte unternommen werden sollen?

Soll Apple tatsächlich als Ankläger und Richter in einer Person entscheiden, wann eine Imitation zum Klon wird?

Imitation is the sincerest form of flattery that mediocrity can pay to greatness.

Oscar Wilde

Eine andere Frage sind die In-App-Purchases und Abo-Modelle.

Müsste man bei Abonnements ab einem bestimmten Kostenpunkt, vielleicht deutlich genauer hinschauen? Eine App, die einen IAP für ein paar Dollar anbietet, oder und eine App, die ein Abo für US$ 30 anbietet, muss man unter Umständen anders bewerten. Auf der anderen Seite, wie kann Apple objektiv bewerten, ob eine App für den Nutzer die Kosten rechtfertigt?

Und was wollen wir Kunden? Viele Fragen auf die ich keine Antwort habe, aber vielleicht habt ihr ja eine Meinung :)


Claus Wolf

Seit 1994 im Netz unterwegs und seit 2004 eingefleischter Mac-Nutzer.

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