Kaum eine App auf meinem iPhone ist mir so wichtig, wie die Karten App. Die Karten App erlaubte es mir bisher schnell und sicher meinen Weg zu Hotels, Kunden & mehr zu finden. Dabei konnte ich aus Auto-, Bus- und Laufstrecken wählen und auch wenn das alles nicht perfekt war, so war es auf gar keinen Fall schlecht.

Mit iOS 6 kam nun die neue Karten App und so ziemlicher jeder Blogger hat dazu schon seinen Senf abgegeben, also will auch ich Euch meine Meinung nicht verheimlichen und diese nicht auf einen kurzen Blick basieren, sondern auf einen richtigen vor Ort Test, in einer Gegend, in der ich mich nicht auskenne. Ich war am Freitag „für Euch“ in Lissabon und konnte dort einmal „live“ ausprobieren, wie sich die Änderungen für mich wirklich auswirken, besonders, da es Google Maps ja auch als Web-App gibt.

Karten-Qualität

Fangen wir mal mit den guten Punkten von iOS‘ neuer Karten-App an. Um die Kartenqualität vergleichen zu können, bleibe ich also in der Heimat, denn dort kann man die Karten wohl am besten beurteilen. Da ich auf dem Dorf lebe, muss man auch nicht befürchten, dass meine Stadt halt gut abgedeckt ist, weil es ein Stadt ist. Also lange Vorgeschichte, kurzes Fazit: Für meinen Wohnort sind die iOS Karten besser, als die Google Maps karten. „Meine Straße“ gibt es in der  iOS 6 Karten-App, nicht jedoch bei Google. Dank Open Street Maps Punktsieg für Apple?

 

Nicht ganz, denn die Google Karten sind einfach kontrastreicher, was mir persönlich gut gefällt. Auch sind großen Straßen (Bundes-, Land-, und Kresisstraßen) gut von den eigentlich „Ortsstraßen“ zu unterscheiden. Das klappt bei iOS 6 nicht ganz so gut, obwohl zu mindestens die Bundesstraßen, das passende Label haben. Aber egal – mehr aktuelle Straßen sind besser :) Weiter unten im Abschnitt Navigation beschreibe ich kurz, dass die Karten zwar aktueller sind, aber nicht so aktuell, wie man es sich wünschen würde.

Die Satellitenbilder sind bei iOS neuer, nicht jedoch unbedingt besser. Hier sieht man nun einen Blick auf das gleiche Neubaugebiet, wie oben. Die iOS Karten sind schwarz-weiß und nicht so „hochauflösend“, wie die Google-Karten, was sehr schade ist, denn die Karten sind deutlich neuer, was man unschwer an der Anzahl der Häuser im Neubaugebiet sehen kann.

 

Auch hier ist ein deutliches Unentschieden zu verzeichnen. Neuere Karten sind besser, dafür sind die besser aufgelösten und farbigen Karten von Google nützlicher, denn man erkennt einfach mehr.

Nun aber zu meiner Geschäftsreise nach Lissabon

Am Flughafen angekommen nahm ich die U-Bahn zum Marquês de Pombal und von dort wollte ich den Weg zum Hotel finden. Die iOS Karten kennen keine Laufstrecken und so war ich ein wenig aufgeschmissen, denn die Fahrtstrecke, war nicht ganz so nützlich. Die Google Maps Web-App kennt zwar die Laufstrecken, kann jedoch nicht den Kompass im Gerät selbst nutzen, um die Karte in Laufrichtung auszurichten. Lacht nicht, der Marquês de Pombal ist ein mächtiger Kreisel und da will man schon wissen in welche Richtung man losgehen soll. Hier fehlt mir also Funktionalität!

21/10/2012: Nachtrag: Auch die Apple Karten kennen Laufstrecken, die Funktion hatte sich nur zu gut für mich versteckt. Hier lest ihr, wie Ihr zur Laufstrecke kommt… An dem berichteten Problem mit der Genauigkeit ändert das natürlich nichts.

Nachdem ich im Hotel meinen Koffer abgestellt hatte und mich fertig gemacht hatte, wollte ich zum Kunden. Normalerweise hätte mir die Maps App einfach die Wege mit dem öffentlichen Personennahverkehr aufgezeigt, aber die neue App kann das nicht. Zum Glück erwies sich die Web App von Google hier ein wenig freundlicher, auch wenn diese bei weitem nicht so benutzerfreundlich ist, wie das ehemalige Apple/Google Angebot.

In der Nähe des Kunden angekommen, wollte ich die Laufrichtung der Karten App nutzen, um dorthin zu finden. Also Adresse eingegeben, Punkt anvisiert und da es nicht weit erschien auf Navigation verzichtet und sich dem Punkt angenähert. Aber hier traf mich das erste richtige Problem: Apple’s neue Karten App konnte die Adresse nicht richtig auf der Karte lokalisieren. Dort wo die App mich hinschickte war das Büro meines Kunden gar nicht. Also doch wieder Google’s Web Angebot geöffnet und mit dessen Hilfen den Weg gefunden und gerade noch rechtzeitig beim Kunden eingetroffen.

Wenn eine Karten-App eine Funktion richtig hinbekommen muss, dann ist es, den Ort einer Adresse richtig lokalisieren. Da dürfen schon mal ein paar Meter Abweichung sein, aber hier sprechen wir von über 500 m Abweichung. Das ist nicht gut genug und damit kann ich einfach nicht zufrieden sein. Natürlich ist das alles kein ausführlicher Test, aber vielleicht zeigt die Sammlung von kleinen Problemen, doch eine Tendenz.

Navigation

Ein großer Autofahrer bin ich nicht und so muss ich zugeben, dass mein Test der Navigationsmöglichkeiten ein wenig „gering“ ausfällt. Auf dem Weg von Darmstadt zu meinem Wohnort, habe ich als Beifahrer einfach mal die Navigation mitlaufen lassen und man könnte damit durchaus zufrieden sein. Die Karten, die ich oben schon als nicht kontrastreich genug beschrieben haben, sind fast ein wenig zu blass während der Navigation. Die App zeigt immer nur die Hauptstraßen und versucht lange auszublenden, was nicht wirklich interessant ist. Das ist durchaus kein schlechter Ansatz, nur leider führt es dazu, dass man wichtige Kreuzungen zu spät als solche erkennt und auch Abfahrten auf Schnellstraßen lassen sich so viel zu spät erkennen.

Die Ansage des nächsten Richtungswechsels erfolgt frühzeitig, klar und deutlich und mit passender Informationsfülle. Bei komplizierteren Abfahrten wird die nächste Aktion kleiner dargestellt, so dass man einen guten Überblick erfüllt. Mein TomTom würde ich dennoch nicht eintauschen wollen. Die App ist für Gelegenheitsnutzung mehr als nur gut, aber ich denke auf langen Fahrten finde ich mein TomTom einfach besser – das ist jedoch eine rein persönliche und sicherlich auch reichlich subjektive Beurteilung.

 

  

Bei der Navigation fiel mir dann jedoch auch einmal auf, dass die Karten zwar aktueller, als bei Google sind, nicht aber unbedingt genauer. Im zweiten Screenshot sieht man die Straße „Am Hergert“ an einem Ort, wo diese gar nicht ist und wer bei OpenStreetMap.org nachschaut sieht, dass dort die Information stimmt. Beim letzten Screenshot sieht man, wie mich das Navi zum Zielpunkt führt und auch das ist nach der Kartenlage richtig. Aber auch hier hat OpenStreetMap.org schon bessere Informationen, die sicherlich dazu geführt hätten, dass die Navigation ein wenig direkter stattgefunden hätte.

Fazit

Die für mich wichtigsten Funktionen sind leider verschwunden, was ich mehr als nur schade finde. Die Google Web App kann zwar viele der Funktionen noch verfügbar machen (danke, Google!), aber leider geschieht das nicht annähernd so gut und elegant, wie das ehemalige Angebot in der „alten“ Karten-App.

Im Ende hilft es nichts – die Sache, ist wie sie ist und die Apple Karten-App wird sich mit an Sicherheit nähernder Wahrscheinlichkeit über die nächsten Jahre verbessern. Dennoch habe ich für den Moment  nur einen großen Wunsch und zwar, dass Google möglichst schnell eine native App herausbringt, denn auf die Fußgängernavigation und die Navigation durch den ÖPNV vieler großer Städte kann und will ich einfach nicht mehr verzichten. Aber vielleicht mag Google dieses Mango von iOS nicht ausgleichen, damit Android besser aussieht… hoffen wir mal nicht ;)

Denn im Ende ist es mir eigentlich ganz egal, ob Apple eine gute native Karten-App hat, solange es eine gute Alternative gibt. Google wird allerdings nur an den Punkten Geld investieren, wo man auch einen Gewinn sieht und die Fronten zwischen Google & Apple scheinen sich ja stetig zu verhärten. Mal schauen, wie das weitergeht…

Hier noch ein Hinweis von ScreenCastsOnline.com, wie man Google Maps auf sein iOS Device aktivieren kann


Claus Wolf

Seit 1994 im Netz unterwegs und seit 2004 eingefleischter Mac-Nutzer.

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